Burn-out
Burn-out hat viele Gesichter
Ob jung oder alt, ob arm oder reich, ob Mann oder Frau: Entgegen weit verbreiteten Annahmen kann nahezu jeder Mensch ein Burn-out-Syndrom entwickeln. Allerdings gibt es gewisse Voraussetzungen, die erfüllt sein müssen, damit es dazu kommt. Die positive Nachricht: Wer diese Voraussetzungen kennt, kann rechtzeitig gegensteuern.
„Burn-out betrifft nur Manager.“ „Burn-out ist eine typische Männer-Krankheit.“ Diese Annahmen sind weit verbreitet – und trotzdem unzutreffend. Richtig ist vielmehr, dass praktisch jeder Mensch, unabhängig von Geschlecht oder Beruf, von dem Syndrom betroffen sein kann. So hat etwa eine österreichweite Untersuchung unter 800 Personen aus Sozial- und Pflegeberufen aus dem Jahr 2007 ergeben, dass rund 18 Prozent der Befragten stark oder sehr stark gefährdet waren, ein Burn-out zu entwickeln. Frauen stärker als Männer. „To burn out“ bedeutet schlicht „ausbrennen“ – und das kann buchstäblich jeder Mensch, der einmal für etwas gebrannt hat.
Stress alleine macht noch kein Burn-out-Syndrom. Vielmehr müssen mehrere Faktoren zusammenkommen: Wenn sich zu berufsbedingten Ängsten und sozialer Unsicherheit ständiger Zeitdruck gesellt, ist der Boden für ein Burn-out-Syndrom bereitet. Der gegenwärtige Anstieg der Erkrankungsfälle kann nach Meinung vieler Expertinnen und Experten nicht losgelöst von allgemeinen Entwicklungen in Gesellschaft und Arbeitswelt erklärt werden: Es ist kein Zufall, dass das Phänomen in einer Zeit deutlich zunimmt, in der immer mehr Menschen Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes, vor sozialem Abstieg, Armut oder Krankheit haben und der gesellschaftliche Druck insgesamt zunimmt.
„Guter“ und „schlechter“ Stress. Ein voller Terminkalender allein macht noch kein Burn-out-Syndrom. Jene Form von Stress, die bei besonderen Belastungen oder Herausforderungen entsteht, wirkt sich im Regelfall nicht weiter negativ aus, wenn diese Belastungen zeitlich begrenzt sind – zum Beispiel vor einer wichtigen Prüfung oder in der Endphase eines großen Projektes. Die Medizin spricht in diesen Fällen von positivem „Eustress“, der uns sogar beflügeln kann, weil er kognitive und physische Fähigkeiten bündelt und mobilisiert.
Kritisch wird es dann, wenn die Belastung zum Dauerzustand wird, wenn man neben der Verantwortung für Familie und Beruf, ständigem Zeitdruck und Terminchaos kaum Möglichkeiten hat, einmal abzuschalten und durchzuatmen. Denn das führt zu Dauerstress, den der Körper nicht ewig mitmacht. Mediziner sprechen in solchen Fällen von negativem „Distress“. Und der wirkt sich sehr wohl nachteilig auf die Gesundheit aus und ist eine Voraussetzung für das Burn-out-Syndrom.
Rechtzeitig vorsorgen
Am besten vermeidet man ein Burn-out, indem man Stress reduziert und rechtzeitig daran arbeitet, in Beruf und Alltag jene Anerkennung zu bekommen, die einem zusteht. Dazu gehört es auch, „nein“ sagen zu lernen und sich nicht ständig für alles verantwortlich zu fühlen. Um zu vermeiden, dass man sich von einer unüberschaubaren Fülle von Aufgaben erschlagen fühlt, sollte man sich die Arbeit in bewältigbare Einheiten teilen. Wer sich selbst belügt und unrealistische Pläne macht, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern. Wenn man merkt, dass man Termine nicht einhalten kann oder einem die Arbeit über den Kopf wächst, ist es ratsam, sofort um Unterstützung zu bitten und Mitarbeiter oder Vorgesetzte zu informieren. Sonst findet man sich rasch in einer Endlosschleife aus Selbstbetrug, Verdrängung und Vorwürfen anderer wieder.
Auch in der Freizeit kann man sich gegen das Burn-out-Syndrom rüsten, indem man regelmäßig Sport treibt, Entspannungstechniken übt und die arbeitsfreien Stunden lustvoll gestaltet. Es ist wichtig zu lernen, mit Vertrauenspersonen über belastende Dinge zu sprechen und Bedürfnisse, Wünsche und Kritik sachlich zu artikulieren. Ein gesunder Lebensstil – also nicht rauchen, sich gesund ernähren und reichlich schlafen – stärkt körperlich und macht widerstandsfähiger gegen Stress und seine negativen Folgen.
Neue Muster lernen
Es verlangt viel Mut, sich ein Burn-out-Syndrom einzugestehen. Denn viele Betroffene werten psychische Krisen als „Versagen“ oder haben Angst vor einem damit verbundenen Arbeitsplatzverlust. Dabei ist dieses Syndrom nichts anderes als eine Reaktion auf psychische Belastungen; ein Hilfeschrei von Körper und Geist, dass sie die ihnen abverlangten Leistungen nicht mehr erbringen können. Wer bereits ein Burn-out entwickelt hat, sollte sich nicht scheuen, professionelle psychotherapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Denn ein Burn-out-Syndrom ist keine Diagnose, die zur Passivität verurteilt. Mithilfe einer Therapie kann man lernen, welche Muster zum Ausbrennen geführt haben und wie man diese künftig durchbrechen kann.
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